Kennt ihr das?
Man hat eine ganz tolle Handarbeitsanleitung gefunden, die man gerne nacharbeiten möchte, aber die Anleitung ist auf Englisch und das Garn gibt es nicht in Deutschland?
Oder du hast vielleicht eine Anleitung in Omas Schatzkästchen gefunden, und das Garn das man dafür nehmen soll ist längst außer Produktion?
Oder du bist ein wenig abenteuerlustig und möchtest die Strickschrift in einem anderen Garn arbeiten, als das vom Designer vorgeschlagene.
Alle diese Situationen haben eines gemeinsam, man muss eine Alternative zu dem Garn finden, das in der Anleitung steht und das ist nicht immer leicht - aber keine Angst! Ich werde euch in diesem und einer Reihe von weiteren Blogeinträgen in die große wunderbare Welt von Garnsorten einweihen, und werde deren Vor- und Nachteile behandeln, sowie darauf eingehen, wofür sie am besten genommen werden.
Garn aus Tierfasern
Die am besten bekannte Garnsorte innerhalb dieser Kategorie ist sicher Garn aus Schurwolle vom Schaf. Schurwolle hat richtig viele gute Eigenschaften, ist aber vielleicht auch ein bisschen bekannt dafür zu kratzen. Damit will ich gerne ein wenig in diesem Blog aufräumen. Es kommt nämlich sehr darauf an, von welchen Schaf die Wolle stammt, von wo auf dem Tier die Wolle kommt und wie die Wolle verarbeitet wurde.
Wolle
Schurwolle hat eine Menge natürlicher Vorteile, die man als Verbraucher gut nutzen kann. Sie hält die Wärme, ist aber gleichzeitig atmungsaktiv und kann bis zu 35% Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sie sich kalt oder nass anfühlt.
Schurwolle ist temperaturregulierend, das bedeutet, dass man nicht überhitzt. Das macht 100% reine Wolle perfekt für Babies und kleinere Kinder, die nicht selbst die Wärme regulieren können.
Für einige Mensche ist Schurwolle jedoch keine Option. Die Wolle enthält nämlich einen Stoff, genannt Lanolin, der die Wolle schmutz- und wasserabweisend macht, gegen den einige Menschen aber allergisch sind. Weiter unten in diesem Blogeintrag weise ich auf einige Alternative für genau diese Gruppe von Menschen hin.
Merino
Wenn man 100% reine Wolle haben will, die nicht kratzt, dann ist Wolle vom Merinoschaf eine fantastische Wahl. Die Struktur der Fasern ist die Ursache dafür, dass Merinowolle ganz fein und weich wird, und weil die Fasern gleichzeitig eine Menge Luft enthalten, wird das Material leicht, aber mit einer unheimliche Wärmekapazität. Diese Eigenschaften von Merinowolle machen sie ideal für Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird, z.B. Babykleidung und Unterwäsche.
Unicorn Solid: 75% Merinowolle, 25% Polyamid
Merino wird ebenfalls oft für Sportkleidung genommen, da es schweißtransportierend und atmungsaktiv ist und große Mengen von Feuchtigkeit absorbieren kann, ohne das du kalt wirst.
Im Winter wärmt sie uns, aber wusstest du, dass man Merino auch im Sommer tragen kann? Weil die Wolle so leicht ist, und die Eigenschaft hat, temperaturausgleichend zu wirken, funktioniert sie richtig gut für Sommerstricksachen, wie Cardigans oder Pullis.
Dieses herrlich weiche Wollgarn kann man für fast alles nehmen, was das Herz begehrt. Es kann die ganz Kleinen wärmen, ist aber auch gut für Decken für die ganze Familie, oder wie wär´s mit einem tollen Ego-Strick/Häkeln für dich selbst? Merino bekommt einen ausgesprochen luxuriösen Look, wenn du es zusammen mit einem Faden Mohair strickst oder häkelst.
Mohair
Mohair besteht aus dünnen glatten Fasern von der Angoraziege, die zu einem Faden gesammelt werden, indem sie mit einer anderen Fasersorte versponnen werden - das kann Wolle, Polyamid oder Seide sein. Hier bei Hobbii sind alle unsere Mohair Produkte mit Seide versponnen.
Die feinen losen Fasern geben dem Garn eine unheimlich hohe isolierende und wärmeregulierende Eigenschaft, und seinen flauschigen Look, den es auch behält, nachdem es gefärbt wurde. Es ist genau dieser flauschige Look, der Mohair so luxuriös macht.
Wie ich oben erwähnte, wird Mohair oft als Beilauffaden zusammen mit anderen Garnen benutzt, aber man kann es gut solo einsetzen, zum Beispiel für einen leichten Sommercardigan oder ein tolles Tuch für die kühlen Sommerabende?
Super Kid Silk Print: 76% Mohair, 24% Seide
Alpaca
Das Alpaca Garn wird aus der Wolle des Alpaka gesponnen, dessen Unterwolle sehr beliebt bei der Garnindustrie ist, weil sie so weich ist. Das Alpaca Garn ist auch eine gute Alternative zur Schurwolle für Allergiker. Nicht nur, weil es lanolinfrei ist, sondern es ist auch vollständig frei von Chemikalien, und hat gleichzeitig viele der Vorteile von Schafwolle. Es ist warm, aber temperaturausgleichend, so dass man nicht ins Schwitzen kommt, und es ist wunderbar für Sommerstricksachen.
Man muss sich aber klar sein, das Alpaka Garn nicht so formstabil ist und deshalb leicht ein wenig die Fasson verliert. Deshalb wird Alpaca oft mit anderen Fasern verarbeitet, unter anderem mit Schafwolle. Deshalb sollte man als Allergiker die Banderole genau lesen, ehe man mit seinem nächsten Alpaca-Projekt anfängt.
Baby Alpaca ist noch viel weicher, weil es von der ersten Schur des Alpaka-Jungtieres stammt. Versuche einmal Baby Alpaca.
Seide
In alter Zeit war Seide dem Adel und den feinen Leuten vorbehalten, aber heute ist sie glücklicherweise ein Luxus, der uns allen zugänglich ist.
Seide wird aus dem Kokon der Larve des Maulbeer-Schmetterlinges gewonnen, und zu einem rustikalen Garn gesponnen, das nicht einläuft. Die Seidenfasern werden oft zusammen mit anderen Fasern versponnen, besonders mit Alpaca und Mohair, um das Garn weicher und mehr wärmeisolierend zu machen. Deshalb kann man Seidengarn gut für Sommer- und Winterprojekte benutzen.
Seide ist im übrigen noch eine gute Alternative für den, der vielleicht Allergiker ist.
Milchgarn
Der neueste Sprößling am Stamm innerhalb von Garn aus Tierfasern ist das Milchgarn.
Es klingt vielleicht ein wenig nach Hokus Pokus, das ein Garn aus einem flüssigen Ursprungsstoff gemacht worden sein soll, nämlich Milch, aber trotzdem bekommt man eines der weichsten Garne das man sich vorstellen kann.
Milchgarn wird aus Milchprotein gefertigt, das man gewinnt, indem die Milch unter Hitze dehydriert wird. Sobald sie eindickt, wird abschöpft, Um sicher zu stellen, das die Fasern halten und stark bleiben werden sie mit Zinkoxid chemisch behandelt, da Milch ja ein organisches Material ist. Zinkoxid hält nicht nur die Fasern stark, es ist tatsächlich ein antibakterielles Enzym, das eine heilende Wirkung auf Wunden und Ekzeme hat. Das macht Milchgarn ausgesprochen attraktiv für Allergiker.
Waschanleitung
Alles Garne haben gemeinsam, dass sie sehr empfindlich sind, wenn es zur Wäsche kommt. Einige Garne sind superwash-behandelt, was bedeutet, dass sie bei 30°C in der Waschmaschine gewaschen werden können, gerne im Wollprogramm. Willst du aber ganz sicher gehen, dann wasche deine Wollsachen mit der Hand. Wenn man Wolle bei zu hohen Temperaturen und mit einem normalen Waschprogramm wäscht, kann man die Struktur der Faser zerstören und die Stricksache läuft ein.
Es ist immer eine gute Idee, das fertige Produkt liegend zu trocknen, damit es nicht von dem überschüssigen Wasser, das nach der Wäsche in der Faser verblieben ist, aus der Fasson gezogen wird.
Ich hoffe, ihr fandet die Reise durch alle die verschiedenen Garnsorten in dieser Kategorie interessant. Ich finde jedenfalls, das es wahnsinnig spannend war, euch das alles zu erzählen und ich freue mich sehr darauf, mit dem nächste Teil zu beginnen, nämlich dem Teil über pflanzenbasierte Fasern.
Schreibt gerne im Kommentar welchen Garntyp ihr vorzieht, oder ob ihr vielleicht Blut geleckt habt und mit einem Garn anfangen wollt, das ihr vorher noch nicht ausprobiert habt 👇 Ich bin jedenfalls selbst ein wenig neugierig darauf geworden, einen Beilauffaden aus Mohair zu benutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Eva, Hobbii
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